Historische Schlehenmühle
Nachts wurde das Wasser gestaut und über das Wasserrad geleitet, damit es tagsüber die Mühle antreibt.
Nachts wurde das Wasser gestaut und über das Wasserrad geleitet, damit es tagsüber die Mühle antreibt.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle 1497 unter dem Namen Herbst. In den folgenden zwei Jahrhunderten wechselte sie 15 Mal den Familiennamen. Seit 1760 wird sie unter dem Namen Keller geführt. Das bis heute erhaltene rote Backsteinhaus wurde 1902 von Georg Keller gebaut. Sowohl Sohn Michael als auch Enkel Peter gerieten als Soldaten im Ersten beziehungsweise Zweiten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr investierten beide in die Mühle, so wurde sie in den 1920er und in den 1950er Jahren erneuert. Der heutige Mühlenbesitzer Werner Keller war der letzte Müllermeister der Schlehenmühle. Im Jahr 1982 wurde sie im Zuge des Mühlensterbens stillgelegt. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Monika lebt Werner Keller, heute 72 Jahre alt, noch immer in dem ehemaligen Mühlengebäude.
Korn
Als 1920 Werner Kellers Großvater Michael, die Mahlmühle auf den neusten Stand brachte, ließ er die Mahlsteine durch moderne Walzenstühlen austauschen. „Die Schlehenmühle war damals eine der fortschrittlichsten Mühlen der Region“, berichtet Werner Keller. Neben Viehfutter für die eigene Landwirtschaft wurde auch Weizen und Roggen für die Lebensmittelindustrie angebaut, gemahlen und das Mehl an Bäcker verkauft, .Schrot und Kleie verkaufte der Müller als Viehfutter an Landwirte. Um die Arbeit zu erleichtern, ließ Michael Keller Becherwerke einbauen, die das Getreide transportierten. So musste der Müller keine schweren Säcke mehr schleppen.
Wasser und Strom
Der Rote Main hat in der Nähe seines Ursprungs noch nicht so viel Wasserkraft wie nach den Zuflüssen der Ölschnitz, der Warmen Steinach und der Mistel. Um tagsüber mahlen zu können, musste das Wasser für die Schlehenmühle nachts aufgestaut werden. Während sich die Mühle im Wohnhaus befand und das Mühlrad gleich daneben, lag das Wehr etwa einen halben Kilometer flussaufwärts. Dort zweigt heute noch der Mühlkanal ab. Der Müller musste jeden Morgen dort hinwandern und das aufgestaute Wasser ablassen. „Wir Kinder konnten das nicht machen, das war zu schwere Arbeit“, erklärt Werner Keller. Wegen der geringen Wasserkraft musste ein Dieselmotor das Mahlwerk unterstützen. Das Wasserrad speisten auch einen Generator und erzeugte Strom für das Wohnhaus. Wenn nachts die Mühle ausgeschaltet wurde, gingen auch im Haus die Lichter aus. 1952 wurde das Wasserrad durch eine Turbine ersetzt. Nur wenige Jahre später wurde die Schlehenmühle ans öffentliche Stromnetz angeschlossen.
Tierleben rund um die Mühle
„Bei extremen Hochwassern ist das Wasser gerade so nicht ins Wohnhaus gelaufen“, erinnert sich Werner Keller. Im Großen und Ganzen führe der Main heute weniger Wasser, vor allem Hochwasser durch Schneeschmelze sei in den vergangenen zehn Jahren ausgeblieben. Als Kind hat Werner Keller viel geangelt – zur Mühle gehören drei Kilometer Fischwasser – Forellen, Hechte oder Aale. Heute freut er sich über das rege Tierleben in und um den Main: Neben zahlreichen Insekten und Amphibien, könne man Silberreiher und Schwarzstorch beobachten. Von einem Tier zeigt sich der ehemalige Müller besonders beeindruckt: „Der Biber baut seine Dämme so fest, dass man es mit der Hand nicht nachmachen könnte.“
Quellen:
Müllermeister Werner Keller und Ehefrau Monika, Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 75
Autorin: Dr. Adriane Lochner
Quelle Fotos: Dr. Adriane Lochner, Eva Rundholz