Historische Sägmühle
… der letzte Müller wurde 100 Jahre alt …
… der letzte Müller wurde 100 Jahre alt …
Erstmals erwähnt wurde die Sägmühle im Jahr 1413, stillgelegt wurde sie 1949. Ihr letzter Müller Johann Behmer, bekannt als „Sägmühl-Hann“, wurde 1905 geboren und verstarb im Jahr 2005. Somit ist er hundert Jahre alt geworden. Bis zuletzt lebte er in dem baufälligen Mühlengebäude, seine Einkäufe erledigte er mit einem Roller. Verwandtschaft hatte er kaum. Seine Schwester Barbara, die mit ihm die Mühle bewirtschaftete, verstarb bereits 1978. Nach der Stilllegung der Mühle hatten die beiden nur noch von Landwirtschaft gelebt, vor allem von der Rinderhaltung. Verheiratet war Müller Johann Behmer nie. „Deshalb bin ich ja so alt geworden“, habe er immer gescherzt. Das berichtet der heutige Mühleneigentümer Günther Engelbrecht aus Lankenreuth.
Korn
Über die Zeit, als die Mühle einst Sägemühle war, ist nichts mehr bekannt. Für die, die sich erinnern können, war sie immer schon eine Getreidemühle. Auch während des Zweiten Weltkrieges war sie in Betrieb. Johann Behmer wurde als unabkömmlich eingestuft und deshalb nicht zum Militärdienst eingezogen, weil er den Deckstier für die Kühe der gesamten Gemeinde Bühl besaß. Ein altes Schwarz-Weiß-Foto, das wahrscheinlich um 1940 aufgenommen wurde, zeigt die große Bedeutung des Tieres, mit dem sich die Geschwister Johann und Barbara Behmer vor der Mühle ablichten ließen. Auf dem Bild ist ebenfalls ein kleines Häuschen vor der Mühle zu erkennen, der damalige Holzofen zum Brotbacken. Für den Straßenbau habe es abgerissen werden müssen, berichtet Günther Engelbrecht.
Interview zum Kriegsende
Der Journalist Peter Engelbrecht interviewte für sein Buch „Frieden im Frühling“, erschienen im Heinz Spätling Verlag im Jahr 2020, den Müller Johann Behmer. „Der Hitler war ein Lump“ hatte er ihm gesagt. Vor den Amerikanern habe er keine Angst gehabt, sie hätten sich anständig verhalten. Das einzige Mal als er die Sägmühle verlassen hatte war für eine Geländeübung der nationalsozialistischen Sturmabteilung am Reichsparteitag in Nürnberg, für fünf Tage. Behmer hatte eine Rotkreuz-Ausbildung und musste in Bereitschaft stehen, falls einer der Soldaten ohnmächtig wird. Nach eigenen Angaben sei Behmer in der NSDAP gewesen. „Wer in der Meute ist, muss mit ihr heulen“, sagte er Engelbrecht. Doch ein überzeugter Nazi sei er nicht gewesen.
Wasser und Technik
Die Getreidemühle wurde von einem oberschlächtigen Wasserrad angetrieben, das sich direkt am Haus befand. Die Wasserkraft stammte aus einem Mühlkanal, der etwa einen halben Kilometer vor der Mühle vom Roten Main abzweigt. „Das war notwendig, um ein ausreichendes Gefälle zu erzeugen“, erklärt Günther Engelbrecht. Was mit der alten Mühle nun geschehen soll, weiß er nicht. Das marode Gebäude steht derzeit leer. Die alten Maschinen stehen immer noch genau dort, wo sie der Müller zum letzten Mal benutzt hatte. Bereits Ende der 1940er Jahr galten sie als veraltet. Scheinbar gab es nicht genug Geld, um in die Mühle zu investieren und neue Maschinen anzuschaffen.
Quellen:
– Mühleneigentümer Günther Engelbrecht und Bruder Peter Engelbrecht, Autor des Buchs „Frieden im Frühling“, erschienen im Heinz Späthling Verlag (Weißenstadt), 2020
– Rüdiger Bauriedel, Mühlen im Landkreis Bayreuth – gestern und heute, Schriftenreihe des Landkreises Bayreuth, Band 11, (Anhang S. 172) herausgegeben vom Landkreis Bayreuth 2002
– Archiv für Geschichte von Oberfranken, 75. Band (1995), Kapitel „Wassermühlen im Landkreis Bayreuth“ von Irmgard Dämmrich
Autorin: Dr. Adriane Lochner
Quelle Fotos: Dr. Adriane Lochner, Eva Rundholz