Mühle Heinersreuth
Die Mühle ist fast so alt wie das Dorf selbst
Die Mühle ist fast so alt wie das Dorf selbst
Schon 1398 wurde die Heinersreuther Mühle im Landbuch Bayreuth urkundlich dokumentiert. Die Müller hatten viel Grundbesitz. Noch 1697 gehörten zur Mühle: 1 Wohnhaus mit Stall und angehängtem Stadl fürs Heu, dazu 1 Städel freistehend, 1 Stall mit Schupfen für die Schneidmühle. Außerdem Backofen, Bauerngärtla, Hof und Holzschlicht. Seit 1709 ist die Familie Maisel/Masel auf der Mühle. Anfang des 19. Jhd. arbeiteten dort außer der Müllerfamilie 4 Knechte, 4 Mägde, 1 Müllergeselle, 1 Helfer auf der Säge, Tagelöhner bei der Ernte. Man aß an 2 großen Tischen. Heute ist die stattliche und geschichtsträchtige Mühle ein vortrefflich renoviertes Wohngebäude.
Das Sägewerk wurde vor 1930 noch mit einem eigenen Wasserrad angetrieben und dazu ein eigener Kanal angelegt, in dem der Wasserstand jedoch recht schwankend war. Daher kam 1930 ein eigener Elektromotor dazu. Um die Zeit nahm Hans Masel noch einmal eine Gesamtmodernisierung vor und erneuerte auch das Wehr. Aber die Zeit war nicht mehr aufzuhalten. Das Sägewerk wurde erst verpachtet, dann verkauft und 1987 ganz still gelegt und abgebrochen.
Der Mühlbach zweigt am Wehr vom Roten Main ab, wobei die Entfernung wegen der Altwasserarme und Flutmulden ungewöhnlich groß ist. So wird der Wasserzufluss reguliert. Die Mühle hatte früher ein „unterschlägiges Wasserrad“, das geschützt in einer „Radstube“ im Kanalwasser lag. Das Leitrad hatte 18, das Laufrad 13 Schaufeln. Damit wurden 2 Mahlgänge für Korn und 1 Schneidegang fürs Sägewerk betrieben. 1944 wurde das Mühlrad durch eine Turbine ersetzt.
Die Mühle hatte 2 Mahlgänge, einen für Schrot (Viehfutter) und einen Weißgang fürs Mehl. 1953 hatte Hans Masel noch ein neues modernes Mahlwerk – v.a. für Futterschrot – installiert. Das Mahlwerk wurde 1975 stillgelegt, ist aber noch fast vollständig erhalten. Korn war viele Jahrhunderte „unser täglich Brot“. Im 18. Jh. setzte sich die Kartoffel als Hauptnahrungsmittel durch. Im 19. Jh. löste die Mechanisierung mit Dresch- und Mähmaschinen die manuelle Getreideernte mit Sichel, Sense und Dreschflegel ab. Im 20. Jh. brachten die Bauern ihr Korn immer weniger zum Müller und Bäcker, sondern zur Baywa. Heute geht es an wenige Großmühlen in Oberfranken.
Ab 1920 versorgte die Mühle das ganze Dorf mit Strom (Gleichstrom von 110 Volt). Da der Wasserstand naturgemäß schwankt, war die Lichtqualität ungleich. 1927 übernahm die damalige BELG (heute E.ON bzw. die Bayernwerk AG) die Ortsversorgung. Die Mühle produzierte aber weiter Strom. 1944 wurde sogar eine moderne Turbine eingebaut, die bis 1959 funktionierte. 1959 wurden ein neues Laufrad sowie eine stehende Schachturbine der Fa. Voith aus Heidenheim angeschafft, 1999 dann ein neues Aufsteckgetriebe mit stehendem Generator. Heute erzeugt die Mühle nur noch Strom.
Text: Karla Fohrbeck