Historische Hölzleinsmühle
im Winter sind die Kinder auf Eisschollen Floß gefahren
im Winter sind die Kinder auf Eisschollen Floß gefahren
Der Name kommt vom Lainecker Hölzlein, in dessen Nähe 1707 die Mühle gebaut wurde, von Johann Müller, dem Müller der Herzogmühle. Wegen des wiederkehrenden Hochwassers, das Schäden am Gebäude verursachte, wechselte die Hölzleinsmühle häufig den Besitzer. 1919 kaufte sie Christof Leupold und baute sie zur Metallwarenfabrik um. Bis Ende 1978 wurden dort vor allem Messer und anderes Besteck produziert.
Korn- und Schleifmühle
Ursprünglich wurde in der Hölzleinsmühle auf mehreren Etagen Getreide gemahlen. 1874 brachte Müller Konrad Bub sie auf den neusten Stand der Technik, sodass sie fortan als Kunstmühle galt. Von Beginn an war die Hölzleinsmühle auch eine Schleifmühle, in der die Bauern beispielsweise ihre Pflugscharen schärfen ließen. Die historischen Schleifsteine stehen bis heute im Vorgarten des Mühlenanwesens.
Wohngebäude und Physiotherapie-Praxis
In erster Linie dient die Hölzleinsmühle heute als Wohngebäude. Dort leben der Immobilienmakler Horst Leupold, Enkel von Christof Leupold, mit seiner Ehefrau Irene. Weitere Räumlichkeiten auf dem großen Anwesen sind vermietet an zwei Heilpraktikerinnen, einen Physiotherapeuten und ein Yoga-Studio.
Kindheit am Roten Main
„Im Winter sind wir mit langen Stecken auf Eisschollen Floß gefahren. Das war gefährlich. Unsere Eltern hätten das nicht sehen dürfen“, erinnert sich Horst Leupold. Er wurde 1947 geboren und hatte zwei Brüder und eine Schwester. Auch viele andere Kinder seien da gewesen, zum einen aus den Arbeiterfamilien, die in den alten Stallgebäuden untergebracht waren, zum anderen von den Einheimischen aus Laineck. Die Nähe zum Main sei nicht immer ungefährlich gewesen. „Wir sind am Wasser groß geworden und wussten, wo die Strudel sind. Doch es sind auch Menschen ertrunken“, berichtet Leupold.
Extreme Hochwasser
Die größten Hochwasser kamen oft während Schneeschmelze, wenn auf einen harten Winter viel Regen folgte und alles Wasser oberirdisch ablief. „Das Gebäude war durchfeuchtet. Einmal hat das Hochwasser die Bruchsteinmauer in einem Stück weggeschwemmt“, berichtet Leupold. Solch extreme Hochwasser habe es schon seit Langem nicht mehr gegeben. Auch die Eisschollen oberhalb des Wehres waren früher dicker und mussten oft gesprengt werden.
Wasserkraft und Strom
Früher klapperte ein Wasserrad direkt am Mühlengebäude. 1876 wurde eine Turbine installiert. Zunächst erzeugte sie Strom für den Eigenbedarf, später für ganz Laineck und St. Johannis. „Jedes Haus hatte nur eine Glühbirne und eine Steckdose“, so Leupold. Später war der Strombedarf zu hoch. Für den Bau der Autobahn wurden 1934 die Stromleitungen gekappt. 1967 erneuerte Walter Leupold das Holzwehr und baute ein neues Turbinenhaus mit Turbine auf der anderen Uferseite. Der Strom wird bis heute in das Netz der Stadtwerke Bayreuth eingespeist. 2009 wurde von privater Hand ein neues hydraulisches Klappenwehr aus Metall eingebaut.
Quellen: Horst Leupold, Gisela und Erhard Peplau, „Archiv für Geschichte von Oberfranken“ Band 2006, „Spaziergang durch die Mühlengeschichte“, Artikel im Nordbayerischen Kurier vom 1.10.2008
Autorin: Dr. Adriane Lochner
Bildquellen: Dr. Adriane Lochner, Stadtarchiv Bayreuth, Eva Rundholz, Horst Leupold
Bei Laineck fließt dem Roten Main die Warme Steinach zu. Auch an ihrem Ufer standen zahlreiche Mühlen. Ihrer nahm sich das Hobbyhistoriker-Ehepaar Gisela und Erhard Peplau an. Gemeinsam mit dem Lainecker Obst- und Gartenbauverein legten sie 2007 einen Mühlenweg an. Die erste Infotafel steht bei der Hölzleinsmühle. Von dort aus gelangt man zu Walkmühle, Untere Mühle, Obere Mühle und zur Pudermühle in Friedrichstal.