Die Bruckmühle bei Neunkirchen am Main
… eine der ersten Kunstmühlen der Region.
… eine der ersten Kunstmühlen der Region.
Der Name stammt von der Brücke, die von Richtung Neunkirchen aus über den Main führt. Im Jahr 1727 wurde das Anwesen erstmals urkundlich erwähnt, 1855 ging es in den Besitz der Familie Birkel über. In einem Auszug aus dem Kaufvertrag, datiert zum 19. Juli, heißt es:
Der Fabrikant Johann Georg Strauß, von hier, verkauft dem Müllermeister Christian Birkel und seiner Ehefrau Maria Birkel, seine bei Neukirchen gelegene Mühle, die Bruckmühle, mit Zugehörungen bestehend aus der Mahlmühle mit 2 Mahlgängen und Abspitzgang* mit laut Verzeichnis dazugehörigen Gerätschaften,… um den Kaufschilling von Gulden Zwölftausend…
*Der Abspitzgang diente dazu, die Schalen (Spelzen) vom Getreide mit Hilfe speziell eingestellter Mühlsteine zu lösen.
Zur Mühle gehörten damals auch Stallung, Stadel, Garten, Felsenkeller, zwei Fischgewässer sowie 16 Tagewerk Felder und Wiesen bei Neunkirchen und Aichig. Vereinbart wurde, dass die „Birkel’schen Eheleute“ zum Jakobitag, dem 25. Juli, traditionell der Beginn der Erntearbeiten, ihren neuen Besitz antraten. 1874 übernahm Sohn Lorenz die Mühle. Er baute die Mühle zur Kunstmühle um und 1883 auch das erste Sägewerk, 1903 wurde an anderer Stelle ein neues gebaut. 1910 übergab Lorenz das Mühlenanwesen an seinen Sohn Johann Georg und dessen Ehefrau Barbara. 1912 wird Sohn Heinrich geboren. Er heiratet Katharina Hammon aus Altmühle. Die beiden haben drei Söhne, einer davon ist Erwin Birkel, geboren 1942. Er lebt bis heute in dem Gebäude und war der letzte Müllermeister der Bruckmühle. Die Mahlmühle hat er bis 1973 betrieben, die Schneidmühle noch bis 1995. Danach arbeitete er als Fahrer im Nahverkehr und ging 2004 in Rente.
Die Bruckmühle war eine der ersten Kunstmühlen in der Region. So bezeichnete man ab Ende des 19. Jahrhunderts solche Mühlen, die auf besonders hohem Stand der Technik waren, das heißt nach allen Regeln der damaligen „Ingenieurskunst“ (um)gebaut wurden. Müller Lorenz Birkel ließ im Jahr 1877 die alten Mahlgänge mit Mühlsteinen durch moderne Walzenstühle aus Gußeisen ersetzen. Einer davon ist bis heute erhalten. Die Familie Birkel betrieb neben der ursprünglichen Lohnmüllerei damals bereits Handelsmüllerei. Darauf deutet ein Arrestbefehl aus dem Jahr 1883 hin, von Lorenz Birkel gegen einen Bayreuther Bäcker, der wahrscheinlich das Mehl nicht bezahlt hatte.
Ursprünglich wurde die Mühle durch ein unterschlächtiges Wasserrad angetrieben. 1885 wurde es durch eine der ersten Turbinen ersetzt, die jedoch 1897 mit dem Bau des Wehrs durch ein oberschlächtiges Wasserrad ersetzt wurde. 1921 ließ der damalige Müller wieder zwei Turbinen einbauen in vier Meter Wassertiefe. Sie sind bis heute erhalten, aber nicht mehr im Betrieb. An der geringen Wassermenge, die über das Wehr fließt, sieht der ehemalige Müller, dass der Wasserstand des Mains gesunken ist. Auch die Hochwasser, die früher das gesamte Umland überschwemmten, seien in den vergangenen Jahrzenten ausgeblieben. Das letzte, erinnert sich Erwin Birkel, war in den 1970er Jahren. Bis heute gehört zur Mühle das Fischereirecht für einen drei Kilometer langen Abschnitt des Roten Mains. Erwin Birkel, heute 78 Jahre alt, berichtet, dass er in seiner Jugend viel geangelt hat, vor allem Forellen und Aale.
Quellen: Müllermeister Erwin Birkel, VGM Weidenberg, Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 75
Autorin: Dr. Adriane Lochner
Quelle Fotos: Dr. Adriane Lochner, Eva Rundholz